Das war mein 2014! Gut Rutsch!

31.12.2014 09:42

Seit meiner Pensionierung, vor fünf Jahren, pendle ich zwischen Oberdorf SO, wo ich mit meiner Partnerin Carmen wohne, und Zürich, hin und her. Hier in Oberdorf, am Fusse des Weissensteins, mit wunderbarem Blick auf die Stadt Solothurn und den grossen Alpenkranz, von der Waadt bis ins Glarnerland, geniesse ich mein Pensionistendasein mit ausgedehnten Wanderungen, mit Lesen und Schreiben, mit Reisen u.v.m. Seit dem 20. Dezember fährt die Seilbahn von Oberdorf wieder auf den Weissenstein, unserem „Fluchtort“, wenn das Mittelland mit dickem Nebel bedeckt ist. Wenn ich in Zürich bin (2 -3 Tage die Woche),  dann meistens wegen der Arbeit. Denn sie hat mich noch nicht ganz losgelassen, Gott sei Dank! Doch der Reihe nach:

 

Arbeit

Vor fünf Jahren habe ich das Präsidium der Stiftung „Hirslanden“, dem Sozialpädagogischen Zentrum für junge Frauen in Zürich übernommen. Bald darauf wurde ich auch für das Präsidium der Stiftung „contetto“, Sozialpädagogische Familien, in Zürich, angefragt. Ich konnte natürlich nicht NEIN sagen, und ich bereue diesen Schritt bis heute nicht. Die Arbeit macht mir Freude, auch wenn die Verantwortung gross ist. Ich darf auf Trägerschaftsebene, unterstützt von meinen Stiftungsratskolleginnen und Kollegen, zukunftsweisend mitgestalten und mitentscheiden. Und ich weiss, dass das was wir tun, immer den Kindern und den Jugendlichen zu Gute kommt, die in diesen Institutionen leben. Das ist Motivation genug!

 

Ich pendle nicht nur zwischen Oberdorf SO und Zürich hin und her, ich bin oft auch im Ausland unterwegs. Schwerpunkt Russland und Italien. In Russland unterstütze ich, im Auftrag des EDA, die dortigen Bemühungen, den Alltag der Jugendlichen in den Russischen Erziehungskolonien erträglicher zu machen. 

Und zwischen dem Italienischen Justizministerium und der Fachhochschule Nordwestschweiz in Basel findet ein Fachdialog statt, den ich, als Italienischsprechender, vermitteln durfte und weiter begleiten darf. Wie meistern die Italienischen Behörden die Flüchtlingsströme an ihrer Südgrenze? Was geschieht mit den Minderjährigen, die ebenfalls zahlreich übers Meer kommen? Soziale Arbeit unter erschwerten Bedingungen eben! Gut, schauen wir hin um zu lernen, wie unsere Italienischen Kolleginnen und Kollegen mit den grossen Belastungen umgehen. Leider ist das Projekt wegen der Wahl der dortigen Departementschefin ins Europaparlament ins Stocken geraten. Doch sobald die Nachfolge in Rom geklärt ist, wird es weitergehen. Die Italienischen Behörden sind nach wie vor an einem Fachaustausch sehr interessiert.

 

Aufarbeitung

Die Aufarbeitung eines dunklen Kapitels Schweizerischer Sozialgeschichte liegt mir sehr am Herzen. Vor noch nicht allzu langer Zeit hat Bundesrätin Simonetta Sommaruga die Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen in Bern um Entschuldigung gebeten. Ich denke, viele Opfer werden die Entschuldigung annehmen, wenn die Aufarbeitung abgeschlossen ist und die damaligen Missstände ausgeleuchtet sind. Ich werde mich solange engagieren, bis die Geschichte der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen in den Schulbüchern Eingang gefunden hat. Und weil das Tessin (mein Heimatkanton) bis heute keine Anstalten gemacht hat, seine Verantwortung wahr zu nehmen, habe ich mich wiederholt auch in den Tessinermedien mit meinem HEIMLEBEN zu Wort gemeldet. Langsam tut sich dort etwas. Im Frühjahr wird das Tessinerfernsehen einen Dokumentarfilm über mein Heimleben ausstrahlen. Gedreht wurde in Pura, Zizers und Zürich, an Orten also, wo ich als Kind und Jugendlicher in Heimen lebte, aber auch als Heimleiter arbeitete.

 

Buch

Das geplante Buch mit dem Arbeitstitel „HEIM WEH“, ist ein Chrampf. Am Anfang ging es fast wie geschmiert. Doch plötzlich stockte es in mir drinnen und ich kam nur noch stotternd weiter. Nun glaube ich, die Blockade, die mich hinderte weiter zu schreiben, überwunden zu haben. Mein Ziel ist es, den Rohentwurf im Jahre 2015 fertig zu bekommen. Isabel Teuwsen, die Grand Dame des Journalismus, hilft mir, das Ganze auf die Reihe zu bekommen. Gemeinsam werden wir in den Anfängen des neuen Jahres die weiteren Schritte besprechen. Ich bin zuversichtlich, dass das Buchprojekt bald wieder Fahrt bekommt. Aber eben; zurückschauen und darüber nachdenken, was eigentlich früher war, ist gar nicht so einfach. Denn vieles, was ich verdrängt und vergessen habe, kommt wieder zum Vorschein. Will ich es verdauen, muss es halt nochmals gekaut werden. Und das braucht Zeit!

 

Reisen

Das Reisen ist eines der Privilegien von pensionierten Menschen. Seit ich das bin, bin ich schon viele tausende von Kilometern um den Globus gejettet. Anfangs Jahr, 2014, reisten Carmen und ich, nach Singapur, weiter nach Brunei, Borneo, durch die Philippinen, mit Ziel Hongkong. Und im Juli flogen wir für 10 Tage nach Rwanda, wo wir an einer Afrikanischen Hochzeit teilnehmen durften. Es sind immer sehr eindrückliche Erlebnisse und ich bin dankbar, dass meine Gesundheit diese „Strapazen“ noch zulässt. Und wie immer im September, verlegen wir unsere Zelte für vier Wochen in die Toscana, genauer nach Castiglione della Pescaia, wo wir dann für einmal gar nichts tun als Baden, Lesen, gut essen und wandern.

 

Noch ein Wort zu meiner Familie

Lineo, mein ältester Sohn, hat vor wenigen Wochen seine Doktorarbeit fertig geschrieben. Geforscht hat er zum Thema Raumplanung in Städten und Agglomerationen. Die Verteidigung seiner Dissertation ist auf Sommer 2015 geplant. Während 6 Monaten lebte er in Paris, als Gast-Doktorand an der SchiencesPo.-Universität. Ich besuchte ihn mehrere Male in der Leuchtstadt. Heute arbeitet er in seinem Fach an der Universität Zürich.

Camillo, der Jüngere, absolvierte im Frühjahr mit Erfolg die Anwaltsprüfung. Er hat dafür Stunden seiner Freizeit geopfert und sehr viel Disziplin an den Tag gelegt. Seit April arbeitet er in einer grossen Anwaltkanzlei in Zürich. Die vier-jährige WG-Zeit hat mit dem Umzug in eine moderne Wohnung im Toni-Areal ein Ende gefunden.

Ich bin sehr dankbar und glücklich, dass meine Söhne ihr Studium erfolgreich abgeschlossen haben und nun auf dem Weg sind, erste Erfahrungen in ihren Berufszweigen zu sammeln.

 

Ich wünschen allen meinen Freunden und Bekannten einen fröhlichen Rutsch und viele gute Momente im Jahr 2015!