WENN DIE KIRCHENGLOCKEN FÜR UNS LÄUTEN...

14.08.2015 21:05
 Nächsten Sonntag, bevor die Kirchenglocken im Lande Schweiz den Gottesdienst ausläuten, werden die Pfarrherren verkünden, dass die sonntägliche Kollekte zu Gunsten des Soforthilfefonds für die Opfer von Fürsorgerischen Zwangsmassnahmen bestimmt sei.
 
Soweit so recht. Doch irgendwie macht mich diese „Aktion“ der Landeskirchen nicht wirklich glücklich. 
 
Zugegeben, jeder Rappen der die Not von ehemaligen Verding- und Heimkinder lindern hilft, ist ein  segensreicher Rappen.
 
Schaut man aber den Pressetext genauer an, den die Bischofskonferenz zum Thema veröffentlicht hat, so ist Stutzen angesagt. Darin schreibt sie: „Es geht darum, Menschen zu helfen, die bis heute in Schwierigkeiten sind, weil ihnen vor Jahren mit von staatlichen Behörden angeordneten „fürsorgerischen Zwangsmassnahmen“ oder Fremdplatzierungen schweres Unrecht geschehen ist". Kein Wort von Mit-Verantwortung und von Mitschuld seitens der Kirchen. Als wären es ausschließlich die „staatlichen“ Behörden gewesen, die Kinder und Jugendliche, wegen Unehelichkeit, Armut, Gottlosigkeit der Eltern u.v.m, in von der katholischen Kirche geführte Institute gepfercht hätten.
 
Aber, schlau wie sie sind, diese gescheiten Bischöfe und ihre Berater, haben sie im zitierten Text noch das Wörtchen „mit“ eingefügt. „Mit" von staatlichen Behörden...! Mit diesem Wörtchen entlasten sie sich geschickt vom Vorwurf, die Schuld und die Verantwortung für das begangene Unrecht von sich und auf andere Instanzen abschieben zu wollen. Doch wer checkt das? Man muss schon ein wenig neurotisch, pingelig und wortklauberisch sein, um darauf zu kommen. Genau das haben die Schreiber im Auftrag der Bischöfe bezwecken wollen. Die Schuld und die Verantwortung irgendwie und doch nicht ganz und ein wenig und vielleicht und das war eben eine andere Zeit und wir haben es doch gut gemeint und und und… vernebeln wollen. 
 
Mit dieser Haltung, mit diesem verklemmten mini-mini-mini-Schuldeingeschtändnis, das man auch mit einer starken Lupe fast nicht zu finden vermag, treten nun am nächsten Sonntag die Pfarrherren vor ihr Kirchenvolk. Es ist zu befürchten, dass wir einmal mehr zu armen, bemitleidenswerten Kreaturen herabgewürdigt werden, zu almosendankbaren Wesen. Doch diese Rolle kennen wir zur genüge, haben wir doch gelernt, mit ihr zu leben. 
 
So oder so, die Rappen die am nächsten Sonntag in die Opferstöcke fallen, nehmen wir gerne entgegen und danken dem Kirchenvolk devot für die gütigen Gaben.